Aus der Festschrift zur feierlichen Wiedereröffnung des Seniorenheimes
nach der Sanierung am 8. Juli 1994


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Denkmalpflege bei der Sanierung des Heiliggeist-Spitals
Dr. Ing. Mathias Ueblacker

Der südliche Erweiterungsflügel, eine einschiffige Anlage mit hofseitig vorgelegtem, gewölbtem Erschließungsflur, hat in 6 Zimmern des EG durchgehend Kappengewölbe. Bei der Sanierungsplanung war aus denkmalfachlicher Sicht darauf zu achten, daß die historische Aussagekraft des alten Bestandes trotz der mit der Modernisierung der Nutzung ver-bundenen Eingriffe nicht vollends verlorengeht. Wegen des -seit dem Stadtbrand des 17. Jahrhunderts niemals gründlich behobenen - schlechten baulichen Zustands war ohnehin der Austausch von Mauerwerkssubstanz in größerem Umfang unvermeidbar.

Wesentlich war die Beibehaltung der noch auf den Ursprungszustand zurückgehenden Grundrisse, weil an ihnen der älteste Spitaltyp und damit die geschichtliche Verwurzelung des Spitals in der mittelalterlichen Zeit der Stadtgeschichte anschaulich werden kann. Als bedeutende Teile der historischen Bausubstanz waren die in großen Flächen erhaltenen, in spätmittelalterlicher Konstruktionstradition stehenden Balken-Bohlendecken zu sehen. Sie sind nicht nur wichtige Elemente der Gebäude-substanz, sie bestimmen mit ihrem Erscheinungsbild auch den Charakter der Innenräume. Die Gutachten der Architekten und Holz-Sachverständigen ergaben jedoch, daß diese Decken sowohl im Stöckl wie im ehem. Franziskanerkloster zum Teil in schlechtem, nicht mehr instandsetzungsfähigem Zustand waren - einige zeigten Hausschwammbefall. Darüber hinaus - und das war das entscheidende Kriterium - besteht für Altenheime die Brandschutzauflage zum Einbau von F 90-A-Decken, d.h. von Stahlbetondecken, denen die Holzdecken weichen mußten.

Der Einbau einer zusätzlichen, statisch ausreichenden Decke über den alten Konstruktionen - etwa aus Stahlträgern - schied wegen der damit unerfüllbaren Brandschutzauflagen aus. Sehr flache Stahlbetondecken, ebenfalls über den Holzdecken, waren statisch nicht ausführbar und eine stärkere Stahlbetonkonstruktion mußte - sollte an den Fassaden eine Höhenverschiebung der Fenster vermieden werden - im ehem. Franziskanerkloster die historischen Decken verdrängen. Für das Stöckl wurde dagegen eine Lösung gefunden, die eine Absenkung der originalen "Passauer Decken" erlaubte, so daß darüber die Betondecken eingezogen werden konnten. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, daß in dem Vierflügelbau des ehem. Franziskanerklosters eine Bereinigung des Grundrisses, d.h. eine Befreiung von nachträglichen Einbauten gelang. Der eindrucksvolle Innenhof ist wieder zum architektonischen Mittelpunkt der Anlage geworden.

Für den großen Speisesaal - er war aus organisatorischen Gründen im Stöckl unterzubringen - fand sich ein genügend großer und belichtbarer Raum, wollte man auf erhebliche Grundrißveränderungen verzichten, nur im Innenhof. Um diesen in seiner Proportion und in der angenehmen Einfachheit seiner Fassadenwände erlebbar zu erhalten, war nach einer möglichst leichten, möbelartig hineingestellten Überdachungskonstruktion zu suchen.









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Seniorenheim der Bürgerlichen Heiliggeist-Stiftung Passau. Festschrift zur feierlichen Wiedereröffnung des Seniorenheimes nach der Sanierung am 08. Juli 1994. Bildnachweis: Atelier Kaps, Passau, Abb. 2; Rudolf Schneider, Passau, Abb. 1; Herausgeber: Stadt Passau, Redaktion: Büro für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Unterverzeichnis:

Grußwort Dr. Edmund Stoiber

Grußwort Dr. Gebhard Glück

Grußwort Willi Schmöller

Grußwort Anna Penzkofer

Geschichte der Hl.-Geist-Stiftung, Franz Mader

Denkmalpflege bei der Sanierung, Dr. Ing. Mathias Ueblacker

Leben und Wohnen im Altenheim, Joachim Berga

Architektur und Bauabwicklung, Hannes Schaudinn u.
Walter Schwetz

Planungs- und Baudaten,
Johann Freund

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Stöckl, 1. Obergeschoß, während der Sanierung
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Stöckl, 1. Obergeschoß, nach der Sanierung, Mai 1994