Aus der Festschrift zur feierlichen Wiedereröffnung des Seniorenheimes
nach der Sanierung am 8. Juli 1994

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B) Gründe:
Der bey hießigem Stiftungsgebäude sich befindende, rückwärts an den Stadtzwinger anstoßende Hausgarten von ca. 8/16 Tagwerk.


Im 19. Jahrhundert hatte sich nicht nur die organisatorisch-rechtliche, sondern auch die räumliche Situation wesentlich verändert. 1830 wurde das sogenannte "Lazarett", am Karolinenplatz abgebrochen und in das Heiliggeist-Stift, und zwar in das "Stöckl" verlegt. Das Lazarett war eine städtische Einrichtung für mittellose und auch für unheilbar Kranke. Gegen diese Verlegung wehrten sich einige Magistratsräte erfolglos. In einem Brief an die kgl. Regierung des Unterdonaukreises, Kammer des Inneren, schrieben die Magistratsräte J. Friedl und M. Dankesreiter, diese Verlegung sei ohne Vorwissen und Genehmigung der höheren Polizey-und Sanitätsbehörden, dann ohne Genehmigung der kgl. Behörden gerade in den abgelegensten Winkel der Stadt, an einem Ort, (geplant) welcher... wiederholt als ungesund empfunden worden sei16. Für diese Verlegung waren Baumaßnahmen erforderlich, die dem Passauer Baumeister Jakob Hofstätter für 1000 Gulden übertragen worden sind. Dabei heißt es in dem oben genannten Beschwerdebrief, es sei die Erlaubnis zum Ausbruch der unentbehrlichen Fenster auf die vorliegenden pestilenzartigen Düngerhaufen, Abtritte und Schweineställe gegeben worden. Wegen der nur sechs Schritte davon entfernten Stadtmauer und wegen der ungesunden Luft, und weil die Zimmer feucht, die Decken und Böden mit Schwämmen bewachsen seien, sollte die Verlegung des Lazarettes nicht hierher, sondern in ein passendes Lokal nebst Garten außer dem Kapuzinertor . . . verlegt werden. Das Lazarett kam jedoch in das Stöckl der Heiliggeist-Stiftung, das für diesen Zweck entsprechend umgebaut worden ist.

Ab 28. November 1837 erwarb die Stadt aus dem von ihr betreuten "Lokalarmenfond", der sich aus der Zusammenlegung mehrerer, ehemaliger Wohltätigkeitsstiftungen gebildet hatte, das durch die Säkularisation aufgehobene Franziskanerkloster, das sich unmittelbar an das Heiliggeist-Stift bzw. an das "Lazarettstöckl" anschließt. Die Kaufsumme betrug 14.500 Gulden. In diesem aufgelassenen Kloster hausten 1809 die Franzosen und beschädigten dabei den einst schönen Klostergarten und viele Einrichtungen des Hauses. Dann wurden die Räumlichkeiten für Bewohner aus der Hofmark St. Nikola, deren Häuser abgebrochen wurden, zur Verfügung gestellt. Nachdem die Wohnungen wieder geräumt waren, konnte die Stadt 1837 hier eine "Beschäftigungsanstalt" für Wohnungs- und Mittellose einrichten und das "Irrenhaus", das bis dahin im ehemaligen Kloster Niedernburg untergebracht war, wurde ebenfalls hierher verlegt. Damit war der gesamte Gebäudekomplex an der Westseite der Heiliggeistgasse bis zur Einmündung der Schießgrabengasse erstmals für die Armen- und Krankenbetreuung eingerichtet, ausgenommen die St. Annakapelle, die ehemalige Hauskirche der Franziskaner, die die Bürgerwehr als Zeughaus benutzte. 1856 übernahmen die "Barmherzigen Schwestern vom Hl. Vinzenz von Paul" (Vinzentinerinnen) die Führung des Allgemeinen Krankenhauses und damit verbunden auch die Betreuung der Kranken im Lazarettstöckl. Noch im selben Jahr wurde ihnen auch die Leitung des im Krankenhausgebäude befindlichen Heiliggeist-Spitals übertragen. Sogleich wurde mit Datum vom 29. November 1856 durch den Magistrat für die Pfründner eine "Hausordnung" erlassen und der Ausschank des Stiftsweins im Erdgeschoß des Krankenhaus- und Stiftungsgebäudes eingestellt. 1864 wurde auf das Lazarettgebäude, dem "Stöckl" hinter der Kirche, ein zweites Stockwerk aufgesetzt. Zur selben Zeit ließ Bischof Heinrich von Hofstätter, teilweise aus eigenen Mitteln, die Heiliggeist-Kirche renovieren und mit neugotischen Altären ausstatten. Die Neueinweihung der Kirche erfolgte am 17. März 1865.

1875 wurde der "Zwinger", ein Stück der alten Stadtmauer in nächster Nähe des Stöckl abgerissen und dafür der Garten erweitert; eine Maßnahme, die fast 10.000 Goldmark verschlungen hat. Die Ziersträucher im Wert von 160 Mark wurden bei einem Augsburger Handelsgärtner bezogen. 1894 wurde der ledige Ökonom Balthasar Greineder aus Herzogsau bei Künzing um 6000 Mark It. notariellem Vertrag in die städtische Armenanstalt aufgenommen und hatte dort bis zu seinem Ableben ein eigenes Zimmer, dann die vollständige Kost und Verpflegung in gesunden und kranken Tagen, ebenso auch die nötige Kleidung17 zu erhalten. Noch im selben Jahr vermachte er, bereits schwerkrank, testamentarisch sein ganzes Vermögen von über 43.700 Goldmark der städtischen Armenanstalt mit der Auflage, den Namen in "St. Josephs-Spital" umzuwandeln, denn im Hause wohnten keineswegs mehr nur unbemittelte, sondern auch alte Menschen, die sich hier "einkaufen" konnten. Der Wunsch des edlen Spenders wurde bereits 1895 erfüllt, die räumliche Beengung im Stöckl und die hygienischen Mängel, sowie die bau- und feuerpolizeilichen Vorschriften veranlaßten den Städt. Magistrat 1903 zu dem Beschluß, das St. Josephs-Spital in den von der Stadt angekauften ehemaligen Maierhof des Nikolaklosters zu verlegen. Dies geschah auch nach einem 1907 vollendeten Umbau. Das St. Josephs-Spital im Maierhof wurde aber wieder eine Unterkunft für Stadtarme, die zwar in Passau beheimatet waren, aber das Bürgerrecht nicht erwerben konnten.











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Seniorenheim der Bürgerlichen Heiliggeist-Stiftung Passau. Festschrift zur feierlichen Wiedereröffnung des Seniorenheimes nach der Sanierung am 08. Juli 1994. Bildnachweis: Stadt Passau, Abb. 1, 2; Gregor Peda, Passau Abb. 3; Herausgeber: Stadt Passau, Redaktion: Büro für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Unterverzeichnis:

Grußwort Dr. Edmund Stoiber

Grußwort Dr. Gebhard Glück

Grußwort Willi Schmöller

Grußwort Anna Penzkofer

Geschichte der Hl.-Geist-Stiftung, Franz Mader

Denkmalpflege bei der Sanierung, Dr. Ing. Mathias Ueblacker

Leben und Wohnen im Altenheim, Joachim Berga

Architektur und Bauabwicklung, Hannes Schaudinn u.
Walter Schwetz

Planungs- und Baudaten,
Johann Freund

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Heiliggeistkirche, Grundriss mit Schnitt

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Heiliggeistkirche, Innenarchitektur

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St. Anna-Kapelle