Aus der Festschrift zur feierlichen Wiedereröffnung des Seniorenheimes
nach der Sanierung am 8. Juli 1994

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Als Wohnstätte für die Pfründner diente das unmittelbar an die Kirche angebaute "Stöckl", ein ursprünglich einstöckiges, um einen Innenhof gruppiertes Haus mit entsprechenden Nebengebäuden. Ein Inventarverzeichnis von 1645"13 berichtet von einer Pfründnerstube, einem gemeinsamen Wohn- und Schlafraum der Pfründner, einer Zehentstube und einer Zehent-Cammer mit jeweils einer Flez, (Vorraum), außerdem von einem Padtstüberl(Bad), Traidt-Casten, Mesnerey, sowie einem Krautgewölb und einem Stadl.

1721 wurde die Spitalkirche renoviert und mit barocken Altären versehen. Später (1847) wird in einem Magistratsbericht geklagt, daß die Kirche in empörender Weise verunstaltet sei und einen geschmacklosen Perückenstil aufweise.

Im Zuge der Barockisierung wurde wohl auch das "Stöckl" verändert, wobei im westlichen Teil eine Benefiziatenwohnung eingerichtet wurde. Als im Jahre 1770 Fürstbischof Ernst Graf von Firmian sich entschloß, in der Heiliggeistgasse ein "Allgemeines Krankenhaus" zu errichten, wurden dafür Gründe der Heiliggeist-Stiftung in diesen neuen, 1775 vollendeten Komplex mit einbezogen und bestehende Gebäude abgerissen. Dafür erhielt die Stiftung im nördlichen Teil des neuen Hauses das Erdgeschoß, den 1. Stock und das Dachgeschoß zur eigenen Nutzung, während der gesamte 2. Stock als Krankenhaus diente. Die Besitzverhältnisse blieben somit lange Zeit ziemlich verworren. Bei der Säkularisation des Jahres 1803 wurden neben dem Hochstift und den Klöstern auch fast alle religiösen und kirchlichen Stiftungen aufgelöst. Dieses Schicksal blieb der Heiliggeist-Stiftung als einer bürgerlichen Wohlfahrtsvereinigung erspart. Die Oberaufsicht des Fürstbischofs mit dem Recht, den jeweiligen Stiftspfleger zu ernennen, ging nun jedoch auf den bayerischen Staat bzw. auf die kgl. allgemeine Stiftungsadministration über. Von dieser wurde die Stiftungsverwaltung im Jahre 1818 dem Stadtmagistrat übertragen, wobei ein Mitglied des Magistrats zum ehrenamtlichen Verwalter bestellt wurde. Seither trägt die Stiftung den offiziellen Namen "Bürgerliche Heiliggeist-Stiftung" und die Stadt ist für das Wohl und Wehe dieser sozialen Einrichtung verantwortlich.

Um diese Zeit - nachweislich bereits seit 1808 - hatte sich die Zahl der Pfründner auf sechs verringert, indem wegen Nichtfließung eines großen Theils der Renten der hierortigen gesamten Wohltätigkeits Stiftungen4 die erforderlichen Einnahmen für ursprünglich 13 Pfründner nicht mehr ausgereicht haben. 1905 wird ausdrücklich vermerkt15, daß auch eine große Zahl von Bürgerspersonen außerhalb dem Stift mit ständigen oder auch einmaligen Geldunterstützungen bedacht (werden), weil ein großer Teil der Stiftsräume an das städt. Krankenhaus und das St. Josephsspital überlassen werden mußte, d.h., daß nicht aus Finanzgründen, sondern aus Platzmangel der Stifterwille nicht wortgetreu erfüllt werden konnte. Die Pfründeinhaber sind seit dem Jahre 1808 in den jeweiligen Jahresrechnungen der Stiftung mit Namen, ehemaligem Beruf und Alter vermerkt.


Die Pfründner von 1807 - 1905
S. gedruckte Ausgabe.







Franz Mader: 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14

Seniorenheim der Bürgerlichen Heiliggeist-Stiftung Passau. Festschrift zur feierlichen Wiedereröffnung des Seniorenheimes nach der Sanierung am 08. Juli 1994. Bildnachweis: Atelier Kaps, Passau, Abb. 1; Herausgeber: Stadt Passau, Redaktion: Büro für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Unterverzeichnis:

Grußwort Dr. Edmund Stoiber

Grußwort Dr. Gebhard Glück

Grußwort Willi Schmöller

Grußwort Anna Penzkofer

Geschichte der Hl.-Geist-Stiftung, Franz Mader

Denkmalpflege bei der Sanierung, Dr. Ing. Mathias Ueblacker

Leben und Wohnen im Altenheim, Joachim Berga

Architektur und Bauabwicklung, Hannes Schaudinn u.
Walter Schwetz

Planungs- und Baudaten,
Johann Freund

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"Almosenspiegel" von 1683