800 Jahre St. Johannis-Spital-Stiftung Passau. Gegenwart und Geschichte einer sozialen Einrichtung. Aus "Der Passauer Wolf" Band 15, Schriftenreihe des Stadtarchivs Passau
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Martin Biegler, Agnes Gugger, Dagmar Deragisch: |
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Heimbewohner erzählen
Martin Biegler, Agnes Gugger, Dagmar Deragisch
Marting Biegler
Herr Biegler, seit wann wohnen Sie im St. -Johannis-Spital-Stift?
Am 8. Juni 1999 sind wir eingezogen. Ein Jahr sind wir jetzt hier.
Was hat sie dazu bewogen ins Heim zu ziehen?
Meine Frau und ich, wir haben beide eine Behinderung. Meine Frau ist 90% schwerbehindert. Ich bin Kriegsinvalide, habe ein steifes Bein, dazu kommen viele Operationen, nach dem Behindertengesetz bin ich 80% schwerbehindert. Zu Hause ist meiner Frau langsam alles zuviel geworden. Für mich wurde es auch immer schwerer. Wir hatten eine schöne Wohnung mit 84 qm, aber mit 13 Stufen zum Eingang und 32 Stufen in die Tiefgarage. Dazu kam einkaufen gehen, Wohnung sauber halten, Treppenhaus putzen usw. Da haben wir uns entschlossen, ins Heim zu gehen.
Haben Sie auch daran gedacht, sich eine kleinere Wohnung zu suchen, eine die vielleicht behindertengerecht gewesen wäre?
An eine andere Wohnung haben wir nicht gedacht, da hätten wir die gleiche Arbeit gehabt: Frühstück machen, einkaufen, Kartoffeln schälen, Mittagessen kochen usw. Ich habe zu meiner Frau gesagt, am besten wäre es wir gingen ins Altersheim.
War Ihre Frau gleich von Ihrem Vorschlag überzeugt?
Nein, Klaus Schröpf von der Kriegsopferfürsorge hat uns Mut gemacht. Ich habe mehrere Heime besichtigt, im Sankt Johann haben wir uns dann auf die Warteliste setzen lassen. Wissen Sie, wir haben 20 Jahre in der Altstadt gewohnt, da kam für uns nur das St. Johannis-Spital-Stift in Frage. Nach 4 Wochen klingelte das Telefon, Frau Eder von der Verwaltung teilte uns mit, dass eine 2 Zimmerwohnung frei geworden sei. Wir haben da großes Glück gehabt. Unten in der Tiefgarage steht mein Auto, das ist doch einmalig.
Haben Sie Kinder, zu denen Sie auch hätten ziehen können?
Eine Tochter, sie wohnt auch in Passau, hat selbst ein kleines Häuschen. Aber ich finde Jung und Alt sollten nicht zusammen wohnen. So sind wir versorgt und sie ist unabhängig.
Haben Sie die Entscheidung ins Heim zu ziehen je bereut?
Nein, die habe ich noch nie bereut, ich fühle mich hier so wohl, mitten in der Stadt, ganz klasse. Für meine Frau war es am Anfang schwer. Sie hat 49 Jahre einen eigenen Haushalt geführt. Aber jetzt ist sie auch froh. Und hier passtja alles. Das ganze Personal, im Büro, die Nachtschwestern, alles prima Leute, ich habe ja mit allen zu tun. Meine Frau hat Pflegestufe 1, da zahlt die Kasse 2000 DM. Die Schwester kommt Morgens und Abends, misst Blutdruck, Puls und Blutzucker.
Nimmt Ihre Frau sonst noch Hilfe in Anspruch?
Solange ich da bin mache ich das, Anziehen helfen usw., wenn ich aber nicht da bin, wegen einer Reise oder eines Krankenhausaufenthaltes, unter-stützt sie das Personal.
Wie sieht Ihr Tagesablauf hier im Seniorenheim aus?
Ich stehe um 10 vor halb 7 auf, wasche und rasiere mich, um 7 steht meine Frau dann auf, dann kommt die Schwester, um halb 8 sind wir dann fertig, um zum Frühstücken zu gehen. Dann gehe ich noch nach oben zur Frau S. und schaue, wie sie zurechtkommt und ob sie das Frühstück nicht vergisst. Wenn sie mich sieht, freut sie sich. Gemeinsam fahren wir dann mit dem Aufzug in den Speisesaal. Am Vormittag bin ich immer beschäftigt. Ich kümmere mich um Frau H., sie hört und sieht ganz schlecht. Ich gehe mit ihr in die Apotheke, zum Arzt und zum Zahnarzt. Vielleicht sehen sie uns mal gemeinsam in der Fußgängerzone. Ganz hinten wohnt Herr H., er ist 90 Jahre alt. Als wir hier eingezogen sind konnte er noch selbst zum Supermarkt, für den geh' ich jetzt auch einkaufen. Um solche Bewohner kümmere ich mich, das macht mir Freude; ich bin ja selbst behindert und weiß wie das ist. Vormittag bin ich immer beschäftigt, manchmal wird mir die Zeit zu kurz; ich habe auch noch eine Schwester in Passau, für die gehe ich auch einkaufen. Mittag essen wir im Heim, da lobe ich mir die Küche, den Herrn Huber und sein Personal. Mei-ne Werte sind einmalig, weil ich Diät esse. Nach dem Mittagessen schlafe ich eine Stunde. Dann fahre ich mit meiner Frau irgendwohin. Sie hat 9 Geschwister, da wird einem nicht langweilig. So gegen 21 Uhr sind wir dann wieder zu Hause, um halb 10 kommt noch mal die Schwester, um den Blutzucker zu kontrollieren, aber wenn wir mal länger ausbleiben, was kein Problem ist, mache ich das.
Was schätzen Sie am meisten im St. Johannis-Spital-Stift?
Mitten in der Stadt zu sein, den schö-nen Garten, die Tiefgarage.
Was würden Sie sich noch wünschen?
Im Heim fehlt ein Aufenthaltsraum, den würde ich mir noch wünschen. Vor kurzen waren zweimal die Planer da, kann sein, dass da irgendwas passiert.
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Die Bilder lassen sich per Mausklick vergrößern: |
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Das Ehepaar Margarete und Martin Biegler lebt seit 1999 in einer Zweizimmerwohnung im Seniorenstift St. Johann. |
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Blick auf das St. Johannis-Stift aus der Vogelperspektive |
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Martin Biegler, Agnes Gugger, Dagmar Deragisch: |
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