800 Jahre St. Johannis-Spital-Stiftung Passau. Gegenwart und Geschichte einer sozialen Einrichtung. Aus "Der Passauer Wolf" Band 15, Schriftenreihe des Stadtarchivs Passau
Die Kirche St. Johann mit ihren neugotischen Altären
Franz Mader
Kaum einer der 83 Bischöfe in der über 1250jährigen Geschichte des Bistums Passau hat so intensiv und persönlich das Kunstschaffen in seinem Bistum geprägt und aktiv mitgestaltet, wie Heinrich von Hofstätter, der von 1839 bis 1875 mittatkräftiger Hand den Hirtenstab führte. Er gehörte, ehe er mit 35 Jahren das Bischofsamt in Passau übernahm, dem Kreis der Münchener Romantiker in der "Gesellschaft von den drei Schildern" an und sah in der mittelalterlichen Kunst der Romanik und besonders der Gotik den "echten Styl", den es vermeintlich wieder zu erneuern und zu verbreiten galt. Verständlich, dass er, von diesem Geiste beseelt, in seiner Bischofsstadt und im ganzen Bistum eine rege Bautätigkeit entfaltete, die er in den Dienst der Seelsorge stellte. Höhepunkt seiner Bestrebungen war der ab 1857 erfolgte Umbau der in der Säkularisation profanierten ehemaligen Franziskanerkirche, die er zur Erinnerung an das Dogma der Unbefleckten Empfängnis Mariens als Votivkirche neu gestaltete. Er rief dazu Künstler aus München, hatte aber die künstlerische Bauleitung persönlich übernommen. Dem Bischof schwebte dabei die Renaissance eines romanischen Gotteshauses vor, ein Unterfangen, das dem Ziel jedoch weit entfernt blieb.
Die gotische Spitalkirche St. Johann am Rindermarkt in Passau ist ein Musterbeispiel für diese Kunstgesinnung des Bischofs. Die zweischiffige, im östlichen Joch durch Anbau einer Kapelle dreischiffige Kirche mit geradem Abschluss ließ der Bischof um die Mitte des 19. Jahrhunderts "purifizieren", indem er die Barockausstattung völlig entfernte und das Gotteshaus 1860 bis 1864 einer durchgreifenden Renovierung unterwarf. Ein Zeitgenosse würdigte das Werk des Bischofs, der auch hier die Oberleitung der Neugestaltung selbst in die Hände genommen hatte, als "neue Zierde unserer Stadt, die uns in ihrer dermaligen, großartigen Ausstattung die schönsten und edelsten Werke der mittelalterlichen, kirchlichen Bildnerei, wie sie im 15. Jahrhundert in Blüte stand, vor Augen führt." Konkret wollte der Bischof in dieser Kirche Nachbildungen von Kunstwerken zeigen, die zu den erlesensten Zeugen des "altteutschen Styls" gehörten, vermischt mit üppigen neogotischen Schreinarchitekturen und romantischen Figuren und Reliefs der Münchener Bildhauerjoseph Knabl und Fidelis Schönlaub. Und so entstand eine eigenwillige und in dieser Weise wohl auch einmalige Mischung von Originalem und Kopiertem.
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Eingangsportal der Spitalkirche St. Johann |
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Der Hochaltar |
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