800 Jahre St. Johannis-Spital-Stiftung Passau. Gegenwart und Geschichte einer sozialen Einrichtung. Aus "Der Passauer Wolf" Band 15, Schriftenreihe des Stadtarchivs Passau
Ein Kirchenjahr in St. Johann
Leopold Kantner
Das Kirchendirektorium des Stiftsmesners 1858/59
Als Franz Linsmaier nach dem Tode seines Vorgängers, Joseph Zehentners mit Dekret vom 12. Juli 1858 zum Stiftsmesner von St. Johann ernannt wurdel ging er sogleich daran, alle seine Obliegenheiten in einer Art Zeremonialdiarium schriftlich niederzulegen; als Vorbild mochte ihm wohl ein 1850 vom genannten Vorgänger verfasstes "Kirchendirektorium" gedient haben2. Die Aufzeichnungen Lins-maierssind in zweifacher Ausfertigung erhalten: die mit vielen Ergänzungen und Korrekturen versehene Urschrift3, und eine wenig später entstandene Reinschrift4. Diese letztere diente dann bis ins 20. Jahrhundert als Grundlage und erfuhr demnach viele Korrekturen, meist in roter Tinte marginal vermerkt. Da die Reinschrift in einigen Partien ergiebiger ist als die Urschrift, wurde sie als Grundlage der vorliegenden Untersuchungen ausgewählt, besonders wichtig erscheinen in diesem Zusammenhang die Angaben über die 1862 abgebrochenen Altäre. Während die Urschrift, logischerweise, von Juli 1858 bis Juni 1859 datiert, hat Linsmaier in der Reinschrift das Kalenderjahr zur Grundlage gemacht, beginnt also mit dem Neujahr5.
Die alte Kircheneinrichtung von St. Johann
Um die diversen Angaben über die Funktionen in der Kirche zu verstehen, muss man vom Erscheinungsbild der Kirche ausgehen, wie es vor der Umgestaltung durch Bischof Hofstätter sich bot. Linsmaier macht diesbezüglich im Anhang an sein Direktorium konkrete Angaben; demnach befanden sich 1858 nur mehr die fünf Altäre im Presbyteriumsraum an ihrer Stelle, die in der Literatur6 erwähnten acht kleinen Altäre im Kirchenschiff dürften schon der Liquidierung durch den Stadtpfarrer Holzer 1839 zum Opfer gefallen sein. Die Anordnung der fünf Altäre ergeben sich nach Linsmaiers Angaben folgendermaßen:
1. Hochaltar: Taufe Jesu, 2. Dreifaltigkeitsaltar, 3. Johann-Nepomuk-Altar, 4. Sieben-Schmerzen-Mariä-Altar, 5. Apollonia-Altar, 6. "Peregrini"-Kredenz
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Grundriss der St. Johannis-Kirche |
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Hl. Peregrinus, Gemälde, 18. Jhd. (?) |
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