800 Jahre St. Johannis-Spital-Stiftung Passau. Gegenwart und Geschichte einer sozialen Einrichtung. Aus "Der Passauer Wolf" Band 15, Schriftenreihe des Stadtarchivs Passau
Johannes der Täufer als Spitalpatron
Rainer Kolm
In seinem Artikel über die Spitalkirche St. Johannes der Täufer in der Festschrift zum Um- und Neubau des St. Johannes-Spitals in den Jahren 1977-1979, geht Gottfried Schäffer der Frage nach, weshalb der Täufer Johannes zum Spital patron gewählt worden ist. Der Wegbereiter Jesu wurde zwar im frühen und hohen Mittelalter sehr verehrt aber Beispiele für sein Patronat über ein Spital sind selten. Schäffer neigt zu der Meinung, dass die seinerzeitige Kreuzzugsbegeisterung zur Entscheidung für Johannes ausschlaggebend war.
Diepold, Bischof von Passau in den Jahren 1172 - 1190, schloss sich 1189 dem Kreuzzug Friedrich Barbarossas an. Obwohl er und sechs Domherren, die ihn begleiteten, 1190 das Opfer einer Pestepidemie geworden waren, die vor Akkon wütete, ergriff auch sein Nachfolger auf dem Passauer Bischofsstuhl, Wolfger von Erla (1190 - 1204), das Kreuz und zog mit einigen Domkanonikern gen Jerusalem. Dort dürften er und seine Domkleriker das um 1099 gegründete Spital des Johanniterordens kennengelernt haben. Vermutlich haben sie dann nach ihrer Heimkehr 1198 auch in Passau ein ähnliches Hospital errichtet und dieses nach Johannitervorbild unter das Patronat des Johannes gestellt.
Zwar erinnert Schäffer daran, dass man z.B. in Regensburg, Freising, Moosburg Kapellen, die vor einer Hauptkirche lagen, dem Täufer gewidmet hat, da dieser doch Jesus den Weggebahnt hat. Aber für Passau hält er diese Begründung für das Johannespatronat "wegen der räumlichen Distanz zum Dom" für kaum relevant.
Als Pfarrer von St. Paul bin ich erstaunt, weshalb Schäffer dabei die direkt über St. Johann gelegene Stadtpfarrkirche St. Paul nicht in Betracht zieht. Seit 1050 steht hoch am Felsen beim alten Stadttor (Paulustor) die Kirche zum heiligen Paulus. Bischof Egilbert (1045/46 - 1065) hatte sie erbauen lassen und der Stadtbevölkerung als Pfarrkirche zugewiesen, um den Dom für das geistliche Leben des Domstiftes vorzubehalten. Besagter Bischof Diepold hat dann im Jahr 1179 verfügt, dass Kirche und Pfarrei von St.-Paul für alle Zukunft dem Domkapitel inkorporiert, einverleibt sein sollen. An diese Schenkung knüpfte der Bischof übrigens die Auflage, die Domherren sollten für ihn eifrig beten, nach seinem Tod alljährlich einen Jahrtag halten, das Fest seines himmlischen Patrons, des hl. Kilian (8. Juli), mit Chorgebet und Hochamt festlich begehen, und sich sodann im Kapitelsaal zu fröhlichem Schmaus vereinen.
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Passau um 1890. Im Vordergrund die "Max-Brücke" |
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Johannes der Täufer. Figur aus dem rechten Seitenflügel des Hochaltares in St. Johann |
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Brunnenfigur "Johannes der Täufer" von Karl Reidl |
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