800 Jahre St. Johannis-Spital-Stiftung Passau. Gegenwart und Geschichte einer sozialen Einrichtung. Aus "Der Passauer Wolf" Band 15, Schriftenreihe des Stadtarchivs Passau

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Die Kirche St. Johann mit ihren neugotischen Altären
Franz Mader


Die ungewöhnliche Form des geraden Raumabschlusses regte den Bischof dazu an, drei Altäre in einer Front aufzustellen. Dies geschah mit einer, die ganze Breite der Ostwand einnehmenden Sockelzone, auf der sich eine "Predella" erhebt. Auf dieser stehen die drei Retabeln, die mit Figurentabernakeln verbunden sind. Vor den Retabeln je eine Mensa mit Blendmaßwerk am Antependium. Das "Predella-Band" enthält vierzehn Flachnischen mit Relieftafeln des Kreuzwegs und in der Mitte einen vorspringenden Tabernakel.

Das mittlere Retabel hat einen hochrechteckigen Schrein und zwei nicht bewegbare Flügel, an denen unter reichem, durchbrochenem Blendmaßwerk die neogotischen Figuren St. Johannes Baptist und Johannes Evangelist stehen. Die "Seitenaltäre" haben je einen querrechteckigen Schrein mit kräftigem, teilweise geschnitztem Rahmen. Auf den drei Schreinen stehen anstelle eines Gesprenges jeweils eine Figurennische. Die drei Schreine sind gefüllt mit den Abgüssen der Reliefs am Schreyer-Landauer'schen Epitaph in der St. Sebalduskirche in Nürnberg, die in figurenreichen, sehr bewegten Szenen Passion und Auferstehung Christi schildern. Dabei wurde die Abfolge der Relieftafeln gegenüber dem Original so geändert, dass im mittleren Altar die Auferstehung Christi, am linken Seitenaltar die Kreuztragung und die Kreuzigung und am rechten Seitenaltar die Grablegung Christi zu sehen sind. An der Nordwand der Seitenkapelle sind Kopien der Passionsreliefs von Veit Stoß an der Nürnberger Sebalduskirche, an der Emporenbrüstung Szenen aus dem Sebaldusgrab von Peter Vischer und an der Sakristeiwand vom Kaisergrab im Bamberger Dom zu sehen. An der Wand neben der Kanzel sind mehrere Reliefs vom Rosenkranz in der Volkacher Wallfahrtskirche kopiert. Beachtung verdient die neugotische Kanzel mit Bekrönung und zwei flankierenden Wandschreinen mit reichem Fialenaufbau. In den Schreinen jeweils drei Abgüsse spätgotischer Figuren.

Die charakteristische Auszierungder St. Johanneskirche darf als ein treffliches Beispiel jener Kunstgesinnung gewürdigt werden, die man - als eine Art Sonderform des Historismus - als "Passauer Bischof-Heinrich-Gotik" bezeichnen kann.

Franz Mader




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Eingangsportal der Spitalkirche St. Johann Der Hochaltar





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Literaturangaben; Schriftenreihe des Stadtarchivs Passau "Der Passauer Wolf"; Bildnachweis: Dionys Asenkerschbaumer, Passau, Abb. 1; Herausgegeben im Auftrag der St. Johannis-Spital-Stiftung; 2000, Stadt Passau
Unterverzeichnis:

Grußwort Dr. Franz Xaver Eder

Grußwort Willi Schmöller

Vom Spitalmeister zur
ehrenamtl. Verwaltungsrätin
Karin Trautner

Historie der
St. Johannis-Spital-Stiftung
Richard Schaffner

Das Stiftungswesen in der
Stadt Passau
Johann Hantschel
Thomas Bahle

Der forst und landwirtschaftliche
Betrieb
Reinhard Bauer

Johannes der Täufer
als Spitalpatron
Rainer Kolm

Die Orgel
Wolfgang Eisenbarth

Die Kirche St. Johann mit ihren
neugotischen Altären
Franz Mader

Ein Kirchenjahr in St. Johann
Leopold Kantner

Pflege im Wandel - vom
Mittelalter bis Heute
Dagmar Deragisch

Leben im Seniorenheim
St. Johannis-Spital-Stift
Ludwig Niederberger
Susanne Moser

Heimbewohner erzählen:
Martin Biegler u. Agnes Gugger
Dagmar Deragisch

Bestellmöglichkeit der gedruckten
Ausgabe beim Stadtarchiv Passau