800 Jahre St. Johannis-Spital-Stiftung Passau. Gegenwart und Geschichte einer sozialen Einrichtung. Aus "Der Passauer Wolf" Band 15, Schriftenreihe des Stadtarchivs Passau
Historie der St. Johannis-Spital-Stiftung
Richard Schaffner
In direkter Nachbarschaft zum Johannis-Spital lag die St. Johannis-Bruderhaus-Stiftung. Ein Peter Gottinger, auch Bernauer genannt, stiftete 1506 ein Bruderhaus mit zehn Betten, das gemäß älteren Rechnungen zur Aufnahme alter, armer Handwerksgesellen, arbeitsunfähiger Dienstboten und armer Inwohner der Stadt Passau bestimmt war. Wie bei allen anderen Einrichtungen der Armenfürsorge änderten sich hier im Laufe der Zeit die Aufnahmebedingungen, so dass später arme Personen beiderlei Geschlechts, welche bei Passauer Bürgern gedient hatten, zum Pfründengenuss zugelassen wurden und nebst einigen Almosen in Geld freie Wohnung und Kost erhielten. Um die Finanzen der Bruderhausstiftung aufzubessern, konnten sich Handwerksgesellen der Passauer Zünfte ein Bettals Schlafstelle erkaufen. Bewusst hatte der Stifter die enge Nachbarschaft zum Johannis-Spital, das sich eines fundierten Wohlstands erfreute, gesucht.
Diesem Umstand ist es auch zu verdanken, dass beide Stiftungen 1966 zusam-mengelegt worden sind und heute als St.-Johannis-Spital-Stift weiterbestehen. Analog zum Bruderhaus existierte auch ein Schwesternhaus. Wir hören erstmals 1351 von dieser Einrichtung, die aber sicherlich älter ist. Der Zweck dieser Schwesternhausstiftung bestand in freier Wohnung für alte, weibliche Dienstboten. Ursprünglich wurden nur Bedienstete des Domkapitels aufgenommen. Da die jährlichen Zinsen nicht zum Lebensunterhalt der Pfründnerinnen ausreichten, erhielten sie noch Bezüge aus den allgemeinen Armenfonds.
Zur unentgeltlichen Versorgung von alten Bediensteten des Domkapitels oder Dienstboten der Domherren richtete Domherr Ritter Heinrich von Radeck 1301 an der Stelle des alten Heilig-Kreuz-Spitals das neue Gertraud-Spital ein. Bei der Erneuerung des Spitals wurde die Kirche erweitert und der heiligen Gertraud, der Patronin vieler alter Spitalkirchen, geweiht. Das Gertraud Spital umfasste nie mehr als fünfzehn arme, gebrechliche Insassen, die freie Wohnung und Kost erhielten. Neben den Dienstboten des Domkapitels konnten sich später Pfründner aus dem ganzen Bistum gegen eine Gebühr von 200-300 Gulden einkaufen.
Ein rüstiger Insasse führte jeweils am Freitag eine Sammlung für das Spital durch und besaß den Titel "Bettelrichter". Ein päpstliches Breve versprach jedem, der den Armen in christlicher Liebe beistand, einen Ablass. 1840 wurde die Stiftung dem Heilig-Geist-Spital angeschlossen, und die Pfründnerinnen zogen dorthin um."
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Verteilung von Almosen, Kollegiatstift St. Johann, Vilshofen, 1543 |
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Siegel des St. Johannis-Spitals, 1224 |
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Sammelbüchse der St. Johannes-Bruderhaus-Stiftung, 18. Jhd. |
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Siechenhaustruhe, 17. Jhd. |
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